Am Morgen werden wir (ihr kennt es schon) mal wieder abgeholt. Diesmal mit der Fahrrad-Rikscha. Es geht zum Speed-Boat, mit dem wir über die Grenze nach Kambodscha fahren. Das Boot ist tatsächlich ziemlich fix. Und da der Mekong hier mächtig breit ist und so viel an dieser Stelle auch nicht zu bieten hat, ist ein Schnellboot schon die gute Wahl. Auch wenn man wohl kaum mehr Platz hat als seinerzeit in der Concorde.
Nach ewigen Aufenthalten erst an der vietnamesischen, dann an der kambodschanischen Grenze kommen wir einige Stunden später in Phnom Penh an. Mir fällt auf, dass die Luft hier sauberer ist als in den vietnamesischen Städten. Ich habe auch noch nie so viele Toyota Prius in einem Land gesehen wie hier.
Wir machen uns nach dem Checkin im Hotel auf zum Tuol Sleng Genozid Museum. Mit einem sehr guten Audio-Guide (in allen Sprachen verfügbar) wird man durch das ehemalige Folterlager S21 geführt. Hier wird einem nicht nur die Geschichte des Lagers, sondern auch des Landes näher gebracht. Es ist absolut überwältigend. Mehr dazu in der Anmerkung unten und in der entsprechenden Literatur.
Unser Tuc-Tuc-Fahrer sagte uns, er würde draußen auf uns warten. Als wir knapp vier Stunden später wieder rauskommen, nickert er tatsächlich in seinem Tuc-Tuc und wartet. Seit vier Stunden! Ok, wir flitzen mit fast mehr als 10 km/h zurück zum Hotel. Nebenan gibt’s ’ne nette Speisekneipe.
Am nächsten Morgen werden wir wieder bla bla bla.
Es geht mit dem Bus nach Battambang. Nach ewiger Fahrt über die noch nicht ganz in Schuss gebrachten Straßen kommen wir dort an und machen mal ’nen halben Tag nichts.
Tags darauf stecken wir uns ein paar Ziele im Handy-Navi und ab geht’s mit dem Roller durch sie sagenhaften ländlichen Wohngebiete der Kambodschaner. Wenn Kinder uns sehen, winken sie immer freudig mit den Armen. Wir winken zurück und sie freuen sich noch mehr. Nach zwei tollen Tempeln kommen wir an einem langweiligen an. Dort schauen wir in einen Getränkestand hinein und die Frau reicht uns einen Schluck eines süßen Getränkes. Wir stutzen. Echt lecker. Was sie, die Mutter, zu ihrer Tochter sagt, kann ich nur so übersetzen, wie ich das interpretiere. Sie guckt zu ihrer Tochter: „Du, diese Weißnasen kennen Zuckerrohrsaft nicht!“ Die Tochter fängt an zu lachen. „Kannst Du Dir das vorstellen, die fragen mich was das ist. Die sind wohl das erste mal auf dem Land.“ Die Tochter biegt sich vor Lachen. Rita fragt, was für eine Frucht das denn sei, aus der der Saft gemacht wird. „Mensch Mädel, das ist Zuckerrohrsaft, der wird aus Zuckerrohr gepresst“. Nach einigen weiteren Kommentaren der Mutter die der Tochter die Lachtränen in die Augen treiben wird eine Stange Zuckerrohr geschält und ein paar mal durch die Presse gejagt. Wir füllen uns noch ein Fläschchen ab. Das Zeug ist so süß, dass es und noch länger als Sirup dienen wird. Wir verabschieden uns von Mutter und der immer noch lachenden Tochter und fahren weiter.
Letzter Punkt: eine Krokodilfarm. An Geländern, die knapp oberhalb der Knie aufhören gehen wir an den herumdösenden Krokos vorbei. Das sind mal ’ne ganze Menge. Der Krokodilhüter spricht kein Englisch, lässt uns aber ein Baby anfassen, das noch mal fix ein Gummiband ums Maul gelegt bekommen hat.
Wir fahren dann wieder ins Hotel und gehen noch auf der anderen Flussseite essen. Morgen müssen wir früh raus. Es wartet ein Abenteuer, für das wir den Umweg über Battambang erst gemacht haben…
Anmerkungen:
Wenn man durch Vietnam und Kambodscha reist, kommt man kaum umhin, sich auch mit der jüngeren Geschichte dieser Länder zu beschäftigen. Als ich im Westen aufwuchs, hatte ich immer das Gefühl, auf „der guten Seite“ des kalten Kriegea zu stehen. Ein Blick auf die andere Seite der Welt gibt da schnell ein anderes Bild.
Kurze Zusammenfassung: Weil Vietnam sich als kommunistischer Staat in den Augen Amerikas auf die falsche Seite stellte, haben die Amerikaner mal eben $250.000.000.000 in die Hand genommen und aus dem schönen Land eine brennende Giftwüste gemacht. Der Krieg wurde verloren und das Land wurde auch im Südwn kommunistisch. Und? Schlimm? Nö! Kaum etwas kann so schlimm sein wie die Folgen dieses Krieges.
Kaum etwas, denn im Nachbarland Kambodscha wurden Unterstützer der Kommunisten vermutet. Daraufhin wurden dort mehr Bomben abgeworfen als im gesamten zweiten Weltkrieg. Sollte wohl jemand gut dran verdient haben.
Dies führte abgekürzt beschrieben dazu, dass Pol Pot mit seinen Roten Khmer an die Macht kam und mit seinem paranoiden Wahnsinnssystem ein Viertel seiner Bevölkerung brutal umgebracht hat.
Dabei wurde er vom Westen fleißig unterstützt. Erst der militärische Einmarsch Vietnams (das selbst noch sehr unter den Folgen des letzten Krieges litt), beendete 1978 die Schreckensherrschaft Pol Pots. Dafür wurde Vietnam von der westlichen „Weltgemeinschaft“ über Jahre hinweg geächtet. Auch war es Vietnam, das über die ersten Jahre Kambodscha beim demokratischen(!!!) Wiederaufbau half. Das führte dazu, das auch die Kambodschanische Regierung lange Zeit von der UN nicht anerkannt wurde. Statt dessen durfte Pol Pot noch bis in die 90’er Jahre an Stelle Kamboschas in der UN sprechen. Kann man das heute noch glauben?!?
Irgendwie scheint es mir damals eine Grundvorraussetzung zu sein um vor der UN zu sprechen, nicht mehr alle Latten am Zaun zu haben! Und die Bundesrepublik Deutschland hat in der Angelegenheit auch keine gute Figur gemacht.
Glücklicherweise hat sich seitdem viel getan. Was die amerikanische Regierung aus all dem gelernt hat? Hmm, mal Donald Trump fragen… Dabei hat das Land so schlaue Bürger. Was sagte Emily in der Halong Bay zu uns, „We Americans are educated to support the system, not to understand it“. Hm, so wird’s wohl sein. Aber auch hier hilft, wie so oft, der Griff an die eigene Nase.
Videos:
Affen am Tempel:
Krokodile:
Passwort jeweils: : asien
Daaaaas sind ja wieder sehr schöne Eindrücke! Wenn ich daran denke, dass ihr erst einen Eurer 4Monate unterwegs seid und trotzdem schon soviel gesehen und erlebt habt – cool!!!
Passt nur auf, dass nicht noch ‚vom Affen bestohlen‘ dazu kommt 😉
Jetzt habe ich schon lange nicht mehr kommentiert – daher:
War die Frucht vom letzten Eintrag eine Kaktusfeige? Und das davor ein Flaschenkürbis!?
Fühlt Euch auf jeden Fall ganz lieb umärmelt von den 3en aus Radelübbe! 🙂
PS.: Sambada fragt, ob ich ihnen den Blog-link geben könnte – wollte vorher Euch fragen: iO!?
Viel Spaß noch! 😀
Mein Rudi! Kaktusfeige? Falsch! Flaschenkürbis? Auch falsch. Die Frucht aus Nr. 7 ist etwas ganz Besonderes: sie heißt „Buddhas Hand“, ist mit der Zitrone verwandt, hat deren Haut und Geruch, ist aber nicht zum Essen da, sondern zur Dekoration, zum opfern und als Talisman. Je mehr „Finger“, sagt man, desto mehr Glück. Die schlabberige Frucht aus Nr. 8 wird im Englischen „Soursop“ genannt und im Deutschen „Stachelannone“, aber man darf auch „Sauersack“ zu ihr sagen, was natürlich viel lustiger ist. Sie ist sehr faserig und darum schwer zu verzehren, aber sie hat einen gaaanz köstlichen, sehr aromatischen Geschmack und ihr Saft ist eine Delikatesse. Klar kannst du den Link an die Sambistas weitergeben. Grüß schön und sei zurückumärmelt!
Die ? total süüüüß!! Habt ihr keine Angst vor den Krokodilen gehabt? Wenn schon, ihr habt es überlebt ? Und mit Bier spült ihr es runter ?
Die Geschichte ist schon sehr traurig.
Liebe Grüße