26 – Australien -Magnetic Island / Great Barrier Reef / Letzter Eintrag

Um von Mount Surprise nach Townsville zu kommen, brauchen wir nur einmal rechts und zweimal links abzubiegen. Und schwupps, haben wir 450 km mehr auf der Uhr.
Über die Fahrt weiß Rita folgendes zu berichten:
Die Fahrt durchs Outback zurück zur Küste wird zum Albtraum. Sie nennen sie „Savannah-Road“, aber „Road of Death“ wäre ehrlicher. Alle drei, vier, fünf Kilometer liegt ein totes Tier auf der Straße. Die meisten sind Känguruhs und Wallabies, aber auch kleinere Pelztierchen, Vögel (ich schwöre, es war ein Adler dabei) und Schlangen. Die allermeisten Kadaver sind frisch. Die Opfer der letzten Nacht. In den Nationalparks weisen alle paar Meter Schilder darauf hin, dass man doch bitte langsam fahren möge, weil Känguruhs, Koalas, Kasuare und andere australische Symphatieträger aufkreuzen könnten. Die Farmer im Outback mit ihren Monstertrucks sind da weniger zart besaitet. Diese Straße ist ein entsetzliches Schlachtfeld.
Weiter Nick: Gegenüber von Townsville liegt Magnetic Island. Da geht’s am nächsten Morgen für einen Tagesausflug rüber. Angeblich heißt die Insel so, weil Captain Cook hier wohl Probleme mit seinem Kompass bekommen hat. Wir wissen es besser: hier scheint an 320 Tagen im Jahr die Sonne. Wenn man doch mal Regen braucht, dann werden lebende Regenmagnete aus Deutschland auf die Insel geschippert. Genau wie wir es welche sind.
Am späten Vormittag lassen unsere Magnetkräfte allerdings für den Rest unserer Reise nach, und die Sonne bescheint traumhafte Badestrände. Wir wandern von einer Bucht zur anderen. Bei dem Anblick erklären wir die Würfelquallensaison für beendet und springen jeweils ins Wasser.
Nach unserer Wanderung bleiben wir noch an der Bar eines Backpackers hängen und trinken ein Bierchen. Man erzählt uns von einem „Free Bird Feeding“, das da um 16:30 stattfinden soll. Die Vögel kennen die Uhrzeit und schon um 16:25 beginnt ein lautes Gekreische und buntes Gewimmel. Hunderte von Sittichen (Papageien?) fliegen auf Arme und Köpfe der Anwesenden und suchen nach in Wasser aufgeweichtem Brot. Die Insel, und auch dieser Backpacker, sind so schön, da hätte man auch gerne zwei bis drei Tage bleiben können. Naja…
Wir campervanen noch eine Nacht in Townsville und fahren dann wieder nordwärts. Da es im Meer von Salties (Salzwasserkrokodilen) wimmelt, gehen wir lieber in gleich dreien auf der Strecke liegenden Swimming Holes baden. Abends kommen wir wieder in Mission Beach an. Wir haben Glück, und die Tauchbasis, die auch den Bootsverkehr nach Dunk Island betreibt, ist noch geöffnet. Wir buchen für den nächsten Tag aber gleich eine Tagestour zum Tauchen / Schnorcheln zum Great Barrier Reef.
Am nächsten Morgen fahren wir also mit dem zweistöckigen Tauchboot knapp 90 min raus ans Riff. Von den ca. 30 Leuten an Bord wollen 29 schnorcheln und einer tauchen. Ich lasse niemanden lange raten, wer letzteres wohl sein mag.
Es geht also wieder unter Wasser. Unter anderem bekomme ich einen „Ball Ray“ zu sehen, der sich unter einem Vorsprung versteckt. Meine Tauchpartnerin wollte mir eigentlich den Hai zeigen, der gewöhnlich dort liegt, bis sie sah, dass dies der Schwanz des massiven Stachelrochens ist. Seinen Kopfdurchmesser würde ich auf 1,5 Meter schätzen. Fast so groß wie ein Manta Ray.
Ansonsten ist der Zustand des Riffs schon etwas besorgniserregend. Viele Korallen sind bleich, einige komplett tot. Aber viele andere leben auch und ich treffe Nemo und seinen Papa. All das sollte im Video zu sehen sein. (Rita ergänzt: Ich bin mehr als von den Fischen von den großen, sehr großen und gigantischen Muscheln fasziniert, deren fleischiges Inneres in leuchtenden Farben sanft pulsiert.)
Am Mittwoch zeigt sich Mission Beach noch mal ganz ohne Wind und Wolken von seiner superschönen Seite. Wir machen uns auf den Weg ins Hinterland. Diemal längst nicht so weit, sondern nur bis Herberton. Dort soll es ein historisches Minendorf geben. Es ist aber denn doch etwas ganz anderes. Hier hat jemand alles, aber auch wirklich alles, was alt ist und sich irgendwie sammeln lässt zusammengetragen. Das ganze Dorf besteht aus alten, teils aber auch dorthin transportierten Häusern. Jedes dieser Häuser beinhaltet eine Sammlung von Nähmaschinen, Werkzeugen, Kleidern oder sonst was. Andere beherbergen eine ganze Druckerei, eine Bank oder eine Apotheke.
Oben an der Bahnschiene steht ein altes Citroen Schienenauto, das früher als Ambulance Train genutzt wurde, um verletzte Minenarbeiter schnell ins Krankenhaus bringen zu können.
Ein freundlicher Mitarbeiter will es mal für uns in Gang setzen. Er müht sich redlich, aber wenn ein alter Franzose mal bockig ist, dann hat er eben kein‘ Bock. Nur vereinzelte Zündungen verraten, dass er sehr wohl könnte, wenn er denn wollte.
Aber der ältere Herr schafft es dann, einen Traktor im entsprechenden Schuppen in Gang zu setzen. Es ist „der leiseste der Sammlung“ und macht einen ohrenbetäubenden Lärm.
Wir fahren weiter nach Kuranda und landen bereits im Dunkeln in einem Caravan-Park im Regenwald, wo unsere Mitcamper noch weitaus mehr gekifft zu haben scheinen als die, die einst unseren Van bemalt haben.
Wir wachen auf an einem der schönsten Campingplätze Australiens. Mitten im Urwald fängt sich der Frühnebel in den Bäumen. Curlews und Buschtruthähne laufen auf dem Platz umher. In den Bäumen tummeln sich Tauben, die so bunt sind wie Papageien.
Nach dem Frühstück fahren wir in den Ort Kundara, gleich nebenan. Das ist ein Touri-Dorf, in das man sogar mit der Seibahn fahren kann. Von dort aus fährt auch eine alte Eisenbahn zu einer Regenwaldtour. Das ist uns allerdings zu omma-und-oppa. Wir schauen uns lieber noch die Barron-Falls an.
Abends geht’s dann zu unserem letzten Stop auf unserer Reise. In Ellis Beach sind alle Strandplätze belegt (Frechheit!), also fahren wir nach Palm Cove, einem Küsten-Touri-Ort, der sich vor allem durch die warmen Temperaturen von Binz auf Rügen unterscheidet. Sonst aber nicht so viel.
Leider müssen wir am Freitag Vincent, unseren Van, wieder abgeben. Wir haben die alte, bunte Rostschüssel ja schon etwas liebgewonnen.
An dieser Stelle wollen wir Euch „Mitreisenden“ für euer Interesse, Eure vielen Kommentare und persönlichen Nachrichten danken. Wir hoffen, auch den „stillen“ Lesern hat das Verfolgen dieses kleinen Tagebuches hin und wieder Spaß gemacht und wir konnten hier oder da vielleicht auch etwas Reiselust wecken.
Wir sitzen nun im Flughafen in Cairns und treten gleich unsere Heimreise über Sydney und Dubai nach Hamburg an, eine der längsten Flugstrecken der Welt…
Herzlichst
Rita & Nick

Videos (Kennwort:  asien):

Magnetic Island:

[vimeo https://vimeo.com/215137390]

Tauchen am Great Barrier Reef:

[vimeo https://vimeo.com/214656011]

Fütterung der bunten Vögel:

[vimeo https://vimeo.com/214361667]

Bunte Tauben:

[vimeo https://vimeo.com/215149357]

3 Gedanken zu „26 – Australien -Magnetic Island / Great Barrier Reef / Letzter Eintrag

  1. Hallo ihr Lieben. Nochmals vielen lieben Dank für die vielen schönen Bilder und Videos. Wir haben sie im kalten und grauen Mecklenburg mit sonnigwarmem Fernwehbauchgrummeln genossen. Jetzt kommt gut nach Hause. Wir freuen uns auf euch! Viele liebe Grüße! Ina

  2. Liebe Rita, lieber Nick. Nun landet ihr bald in Hamburg, hoffentlich bei Sonnenschein, damit der Schock nicht allzu groß ist. Ich danke euch ganz sehr dafür,, dass ich an euerer wunderbaren Reise auf diese Weise teilnehmen könnte. Ich habe mir die Bilder und Berichte ganz oft „reingezogen“, Tablet sei Dank.Auf unser Wiedersehen freue ich mich ganz toll, bis bald ihr Lieben, Mummi Monika

  3. Hallo Ihr Lieben, Rita und Nick,
    eine von den stillen Leserinnen hat noch ein paar Worte zu eurem atemberaubenden Blog samt Fotos und Videos. Welch ein Glück für Euch, dies alles sehen und erleben zu können!
    Rita, ich weiß, du hast das Abenteuer-Gen und ich freue mich, dass du dafür den richtigen Gefährten in Nick gefunden hast.
    Seid Ihr wieder auf festen Füßen gelandet und im deutschen Alltag angekommen?
    Mit diesen Erinnerungen ist sowieso nichts mehr, wie es war, stimmt’s.
    Liebe Grüße an alle
    Anita

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